Die Siechhofskirche

Vor den Toren Ohrdrufs, neben der Schleifmühle, wird in Unterlagen zur Geschichte Ohrdrufs der Siechenhof genannt. Der Siechenhof, ein Leprosorium, nahm Arme, Kranke und Siechende auf. 1529 wurde durch die Grafen von Gleichen der Bau einer Kapelle vor dem Siechenhaus angeordnet. 1603 wurde die kleine Kirche schließlich erbaut. Aus der ehemaligen Schlosskapelle des Schlosses Ehrenstein gelangte das Altarwerk in die Siechhofskirche, wo es sich bis heute befindet.

Ohrdrufer Siechhofskirche: Restaurierung abgeschlossen

Artikel der Thüringer Allgemeine vom 10.12.2010, geschrieben von Hartmut Ellrich

Aus den Händen von Bauamtsleiter Peter Meinung erhielt Ohrdrufs Pfarrer Martin Heinke am 9. Dezember [2010] die Schlüssel zur Siechhofskirche zurück.

Nun hat Pfarrer Martin Heinke wieder die Verfügungsgewalt über das kleine Gotteshaus an der Gothaer Straße. Es gehört juristisch der politischen Gemeinde. Das alleinige Nutzungsrecht gehört getreu einem alten Regulativ jedoch der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde. Schon von weitem leuchtet der Bau im Farbkanon goldocker, weiß und Grau und setzt – zumal in der derzeitigen Winterlandschaft – einen markanten Akzent.

Farbfassung und Restaurierung erfolgten in enger Abstimmung zwischen dem Landesamt für Denkmalpflege Erfurt und der örtlichen Bauverwaltung. Noch immer ablesbar ist der ursprüngliche Gedanke des Siechhofes weit vor den Toren der Stadt. Dort war der in den 1780er Jahren errichtete frühklassizistische Bau jedoch so stark in die Jahre gekommen, dass eine Sanierung und behutsame Restaurierung unausweichlich schien.

Zwar geriet das Projekt bei dem auch in Ohrdruf ganz erheblichen Sanierungsstau nach der politischen Wende 1989/90 erst einmal auf die berüchtigte „lange Bank“, doch gelang es der Stadtverwaltung 2010 endlich, das umfangreiche Vorhaben zu schultern. Bürgermeisterin Marion Hopf (CDU) zeigte sich wie Pfarrer Heinke, die Vertreter der Stadtverwaltung, des Gemeindekirchenrates und nicht zuletzt der Baugewerke glücklich über das Ergebnis

Die Gesamtbaukosten von 240.000 Euro stemmte die Gemeinde großteils aus eigener Kraft, darunter 72.000 Euro Fördermittel aus dem Landesprogramm für städtebauliche Sanierungsmaßnahmen und nicht zu vergessen 1600 Euro private Spendengelder, die bei zahlreichen Veranstaltungen im Ort und der Region eingeworben wurden. „Das war es uns wert“ resümierte die Bürgermeisterin anlässlich der Übergabe.

Unter den zahlreichen Anwesenden fehlte einer, den man getrost als die „gute Seele“ der Siechhofskirche bezeichnen kann: Rudolf Messing. Er war es, der das Gotteshaus in den zurückliegenden Jahr(zehnt)en immer am Leben hielt, Reparaturen ausführte und mit frischem, selbstgezogenem Blumenschmuck versorgte. Denn die Siechhofskirche ist nicht nur ein schöner Bau, der Besucher in den Bann zieht, sondern sie wird zwischen Christi Himmelfahrt und Erntedank 14-tägig im Wechsel mit der Stadtkirche von St. Trinitatis für die Sonntagsgottesdienste genutzt.

Das wird auch künftig so bleiben. Noch dazu bildet sie einen wunderbaren Rahmen für Taufen, Trauungen und Einsegnungen, etwa für Goldene Hochzeiten und – nicht zu vergessen: für Konzerte. Man darf also gespannt sein, wie Stadtkantor Marco Lemme das Gotteshaus künftig in seine musikalische Planung einbezieht.

Hartmut Ellrich / 10.12.2010 / TA